Rock’n’Bowl – das ist Systemgastronomie à la Bob und auf jeden Fall anders als man sie kennt. Denn Stefan „Bob“ Meitinger lässt sich in keine Schublade pressen, macht lieber sein eigenes Ding und das an inzwischen 17 Standorten im süddeutschen Raum. Der echte „Augschburger Bub“ polarisiert und provoziert jedoch nur vordergründig mit schlüpfrig benannten Gerichten und unkonventioneller Attitüde. Im Hintergrund betreibt seine BOB‘S Gastronomie- und Veranstaltungs-GmbH mit 250 festangestellten Mitarbeitern sowie 300 Aushilfen ein durchdachtes Hybridkonzept aus Sporthalle, Spielothek und Erlebnisgastronomie. Das jetzt auch den Rest Deutschlands erobern soll. 

Bobs Geschichte begann in einer 27 qm großen „Rockerpinte“ in Augsburg. Hier machte Stefan Meitinger, genannt Bob, von Mitte der 1990er Jahre an zehn Jahre lang „das, worauf ich Bock hatte“. Und das war alles außer langweiligem Mainstream inklusive der damals allgegenwärtigen „Elektromucke“. Bob’s stand vielmehr schon immer für ehrliche Rockmusik – und traf den Nerv einer wachsenden Fangemeinde, sodass die Expansion irgendwann keine Frage des Wollens mehr war, sondern fast eine Notwendigkeit. „So wurde ich eher zufällig Unternehmer“, berichtet Meitinger, der inzwischen 17 Restaurants der Marke Bob’s mit unterschiedlichen Formaten zu seinem Netzwerk zählt, in denen 2022 rund 1 Mio. Gäste bewirtet wurden. Und er hat Lust auf mehr: „Jetzt wollen wir ganz Deutschland für das Konzept begeistern und es in mehrere große Städte bringen!“

Bob's

Lockere Kumpel-Art und große Prise Herz

Bob’s Rock & Bowl, Bob’s Fast & Slow Food oder Bob’s Punkrock Pizzeria & Beer verbinden je nach örtlicher Gegebenheit einen durchaus klassischen Restaurantbetrieb mit sportlichen Freizeitangeboten wie Bowling, Billard, Kickern und Darts. Große Sportereignisse werden auf Riesenleinwänden und TV-Geräten übertragen. Kulinarisch ergänzt werden Spiel und Spaß mit klassisch-deftiger Kost von Burgern über Holzofen-Pizza bis hin zu selbst gebrautem Craft Beer. „Und dazu eine große Prise Herz“, betont Bob. „Wir sind von allem in bisschen, aber nichts so richtig. Bob’s eben. Bei uns entfliehen die Gäste dem Alltag und unser Team sorgt dafür, dass das so bleibt. Unsere lockere „Kumpel“-Art springt auf unsere Gäste über et voilà – jeglicher Zwang bleibt vor der Tür!“

Für den passenden Ohrenschmaus sorgt der bekannte Radiosender und Streaminganbieter Radio Bob. Die Namensgleichheit und das ähnlich Logo sind übrigens tatsächlich Zufall: „Uns gibt es definitiv länger“, betont Meitinger. „Als wir vor ein paar Jahren erstmals Kontakt aufnahmen, hat man dort nicht gleich verstanden, wieviel Mehrwert eine Kooperation beiden Seiten bieten kann.“ Doch der Gastronom ließ nicht locker und inzwischen veranstaltet man gemeinsam Konzerte, Festivals und in allen Bob’s-Locations laufen individuelle Playlists mit Rock, Punk und Metal oder auch zielgruppengerechte Werbung des Streaming-Anbieters.

„Anders“ ist auch das Ambiente. „Wir legen Wert auf eine möglichst nachhaltige Innengestaltung“, erklärt Meitinger. „Wir verwenden einfach das, was andere nicht mehr wollen – dazu gehören auch längst ausgesonderte Materialien und ein wenig Gerümpel.“ Denn ursprünglich war wenig Geld für das Interieur neuer Läden da: „Um an Möbel zu kommen, haben wir alte Gebäude abgerissen und im Sozialkaufhaus gekauft.“ In Berlin nennt man das Vintage.

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Rockiges Ambiente braucht Top-Qualität beim Essen

Aber gerade, weil die Einrichtung teilweise ihre besten Jahre hinter sich hat, macht Bob keine Abstriche bei der Qualität des Essens: „In einem schick eingerichteten Lokal vertraut jeder Gast darauf, dass es in der Küche ordentlich zugeht. Wir dagegen müssen immer 100 Prozent geben und mit einwandfreien Speisen jeden möglichen Zweifel zerstreuen, der vielleicht aufkommt, wenn man unsere Läden betritt.“ Dabei mutet die Speisekarte alles andere als Old School an: Neben den Klassikern finden sich hier auch Trendgerichte wie Bowls, Pinsa oder Veggie-Specials. Und warum Fast & Slow Food? „Weil das Essen je nach Wochentag und Gästeaufkommen mal schneller und mal langsamer kommt“, so die lakonische Antwort.

Auch zu den beiden eigenen Bieren – Santa Muerte Cerveza und Fucking Rock’n’Roll Pale Ale – kam Bob, so die Legende, eher zufällig: „Unser eigener Bierkonsum wurde uns irgendwann zu teuer, deshalb haben wir im Jahr 2013 unsere eigene kleine Brauerei, die Auxburg City Brewery, gegründet. Das ist schließlich günstiger!“ Inzwischen entstehen hier vor allem Sondersude – Santa Muerte und Rock’n’Roll werden von der befreundeten Thorbräu-Brauerei in Augsburg gebraut und abgefüllt. Die Gastronomie im Thorbräukeller betreibt Bob mit einem modernen Wirtshaus-Konzept.

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Gäste zwischen 6 und 80

Flache Hierarchien und familiäres Miteinander, das auch eine legendäre jährliche Party mit allen Mitarbeitern einschließt, sorgen für guten Team Spirit, den die Gäste spüren. Not, alle Stellen zu besetzen, hat Meitinger im Gegensatz zu anderen Gastronomen nicht. „Außer in Ingolstadt, aber da bietet Audi einfach zu viele Alternativen, da kämpfen alle“, berichtet er schmunzelnd.

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Stefan „Bob“ Meitinger, 53, machte beruflich bis zum Alter von 26 außer einer Lehre „gar nichts“. Dann eröffnete er die Kneipe – „hielt aber bis Mitte/Ende 30 vom Arbeiten nicht so viel. Ich habe sozusagen die Reihenfolge im Berufsleben umgekehrt – die Rente vorgezogen und starte nun mit meinem Startup richtig durch, weil es viel Spaß macht.“ 

Wer sind seine Gäste? Nur „alte“ Rock’n’Roller? „Ganz und gar nicht“, kommentiert Bob. „Das Bowling zieht jede Menge Kindergeburtstage an, sodass auch junge Menschen ganz selbstverständlich mit uns aufwachsen und uns später treu bleiben. Und wenn die Kinder um 18 Uhr weg sind, werden die 70. Geburtstage bei uns gefeiert. Das Altersspektrum reicht von 6 bis 80 Jahren.“ Auch ganz besondere Hochzeiten richtet das Bob’s-Team aus – für alle, die keinen Bock auf kitschige Disney- oder Spießerhochzeiten haben. Gut 75 Prozent der Erlöse erzielt Bob’s mit F&B, davon je die Hälfte mit Getränken und Food, den Rest bringen Bowling, Billard etc. in die Kasse. „Auch wer nur zum Bowlen kommt, trinkt eigentlich immer etwas – und die meisten essen auch.“

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Friedhof der Burger

Drumherum macht das Bob’s-Team immer wieder mit skurrilen Aktionen von sich reden. So werden beispielsweise die Burger, die sich auf der Speisekarte als „Penner“ erweisen, mit einer würdevollen Zeremonie buchstäblich verbrannt und dann auf dem Friedhof der Burger – einem Regal mit schwarzen Urnen im Laden in Augsburg-Oberhausen– beigesetzt.

Über seinen Erfolg staunt Bob Meitinger immer noch selbst ein bisschen: „Wir wissen, dass wir maximal die siebtbeste Bar in Deutschland sind. Aber ich kann schon verstehen, warum die Leute gerne zu uns kommen – weil es gemütlich ist, das Essen gut schmeckt und bezahlbar ist. Wir bemühen uns außerdem, jeden Tag besser zu werden. Auch die Story hat sicherlich ihren Anteil. Aber wie ein Laden nach dem anderen dazugekommen ist? Geplant haben wir das bisher nicht.“

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Standardisieren mit individuellem Charme

Auch ein Systemgastronom will er eigentlich gar nicht sein. „Aber ich fürchte, früher oder später müssen wir uns noch stärker als bisher standardisieren.“ Um die Qualität bei Essen und Getränken hochzuhalten, gehe es nicht anders. „Aber was das Interieur angeht, werden wir immer jeden Laden individuell mit eigenem Charme ausstatten.“

Denn nachdem die bisherigen Standorte „sich alle irgendwie ergeben haben“ und bis auf ein Joint Venture in Eigenregie geführt werden, soll das weitere Wachstum nun gezielter und per Franchising vonstatten gehen. Um dafür die richtigen Partner zu finden, war Bob’s sogar als eines der ersten Gastronomiekonzepte überhaupt als Aussteller auf der diesjährigen INTERNORGA präsent – Bowlingbahn, Holzofen und eigenes Bier inklusive. „Das Interesse war überwältigend!“, berichtet Meitinger. „Schon gut drei Wochen später haben wir den Vertrag mit unserem ersten Partner in Bochum unterschrieben!“

Expansion mit XXL-Bob’s und kleinerem City-Konzept

Expandieren will Bob nur mit dem Rock & Bowl-Konzept inklusive Bowling. „Da wir für sechs bis acht Bahnen rund 1.000 -1.200 qm brauchen, fahren wir eine zweigleisige Strategie mit einem kleineren City-Konzept und Duckpin-Bahnen, für Locations mit 300 bis 600 qm Fläche. Von letzteren gibt es nämlich deutlich mehr.“ In Bochum und an einem weiteren Standort in Ulm soll das kleinere Format auf Herz und Nieren getestet werden, bevor der Roll-out startet. „Die Nachfrage ist groß, aber wir wollen unseren Partnern nichts verkaufen, von dem wir noch keine konkreten Zahlen haben.“

Bob's Drinks

Und noch einen – längst überfälligen – Kontakt konnte Meitinger auf der INTERNORGA knüpfen: „Dort war auch jemand vom Wacken-Festival, mit dem wir vereinbart haben, dass wir dort erstmals einen Bob’s-Stand haben werden.“ Für Meitinger ist das tatsächlich eine Premiere: „Wir hatten zeitgleich bisher immer eigene Veranstaltungen. Deshalb war ich noch nie dort. Aber dieses Jahr steht fest: Wir fahren mit vier Jungs nach Wacken!“