Hersteller von Plastiktrinkhalmen möchte man in diesen Tagen wirklich nicht sein. Die erschreckenden Nachrichten über die zunehmende Vermüllung der Weltmeere durch Plastikabfall haben das Thema in die Medien gespült und die großen Gastronomen reagieren prompt: Zuerst kündigte McDonald’s an, in Großbritannien schon im kommenden Jahr komplett auf die Trinkhilfen zu verzichten, Starbucks will bis 2020 so weit sein und global keine Plastikhalme mehr anbieten. Und die deutsche Tex-Mex-Kette Sausalitos ersetzt die plötzlich ungeliebten Cocktail-Accessoires demnächst durch Trinkhalme aus Nudelteig. Aktionismus, Greenwashing oder ein wichtiger Schritt zu mehr Nachhaltigkeit? Man reibt sich schon ein bisschen die Augen, wer auf einmal alles ohne Trinkhalme aus Plastik auskommt. Ausgerechnet Starbucks, die Marke, die der Welt beigebracht hat, dass es cool und unheimlich praktisch ist, seinen Kaffee im Einmal-Trinkgefäß durch die Gegend zu tragen und es – bestenfalls – anschließend im Mülleimer zu entsorgen. Wenige Artikel werden wohl heutzutage kürzer benutzt – obwohl aufwändig hergestellt – als Coffee-to-go-Becher. Die Rede ist von 320.000 weggeworfenen Cups pro Stunde, allein in Deutschland. Aber sie sind ja so bequem!

Nur noch Mehrweg?

Seit einiger Zeit schon bieten immer mehr Gastronomen ihren Kunden an, den Mitnahme-Kaffee auch im eigenen Mehrweg-Becher zu genießen. Ein wichtiger Schritt, allerdings dürfte der Anteil der Verbraucher, die ständig einen klotzigen Becher – zumal benutzt! – im Rucksack oder der Handtasche mit sich herumtragen, überschaubar sein. Hier bräuchte es möglicherweise mehr Druck, nach dem Motto: Bei uns nur noch Mehrweg! Da müssten dann allerdings alle mitmachen, denn sonst schlurft der kaffeedurstige Kunde einfach weiter zum nächsten Anbieter. Nun also die Halme. Vielleicht waren es die TV-Bilder von der Meeresschildkröte, der ein Plastikhalm aus der Nase gezogen wurde, die ausgerechnet diesem Produkt so viel Aufmerksamkeit verschafft haben. Und dass die großen Gastronomen jetzt reagieren und sie aus dem Sortiment nehmen, ist ja gut und wünschenswert. Man fragt sich nur: Warum erst jetzt? Wenn es doch längst Alternativen gibt – und seien sie aus Nudelteig. Es gibt übrigens auch wirklich schöne und bruchsichere Exemplare aus Glas, die sich sicher gut in einem Cocktail machen.

Starbucks ersetzt die Plastikhalme mit speziell designten Becherdeckeln - ebenfalls aus Plastik, aber immerhin recyclebar.

Die Müllberge wachsen

Da es ja offensichtlich relativ einfach ist, auf Plastikhalme zu verzichten, stellt sich die Frage, welche Umweltvermüller noch ohne größeren Aufwand ausgetauscht werden könnten – wenn der Gast und das Gewissen es denn verlangen. Mit ihrem Take-away- und Delivery-Boom der vergangenen Jahre hat die Gastronomie weltweit dazu beigetragen, dass die Abfallberge wachsen und wird es in Zukunft weiterhin tun, wenn wir uns nicht schnell kluge Alternativen einfallen lassen. Was ist mit Einwegflaschen? Was mit Verpackungspapier und Tüten zum Transport? Immer noch Alltag. Fast möchte man meinen, da kommt es auf die Halme auch nicht mehr an. Aber immerhin: Ein Anfang ist gemacht. Aber bitte nicht drauf ausruhen!