Wie kam die deutsche Gastronomie tatsächlich durch den Lockdown? Daten des Kassensystemherstellers orderbird und die gemeinsam mit Mastercard erstellte Studie „Eat.Pay.Love“ geben darauf ganz konkrete Antworten. So registrierte orderbird beispielsweise, dass  im ersten Halbjahr 2020 im Schnitt noch 818 Rechnungen pro Monat ins Kassensystem eingegeben wurden, während es im ersten Halbjahr 2021 nur noch rund 520 Rechnungen pro Monat waren. Das entspricht einem Rückgang von über 36 Prozent. Das größte Umsatzminus verzeichneten Clubs und Bars, die fast gar keine Einnahmen mehr erzielten. Am besten sind Eisdielen, Food-Trucks bzw. Imbisse und Cafés durch die Krise gekommen. Dabei waren digitale Technologien häufig der Schlüssel zum Erfolg, so die Studienmacher. 

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Wie die aktuellen Zahlen der dritten Auflage der eat.pay.love-Studie von Mastercard und orderbird belegen, setzte während der Schließung mehr als jeder zweite Gastronomiebetrieb (54,5 Prozent) auf Liefer- oder Abholservice. Das kam gut an, viele Gäste versuchten durch Bestellungen ihre Lieblingslokale zu unterstützen. Nur gut jeder vierte Betrieb (27,1 Prozent) hatte während des zweiten Lockdowns komplett geschlossen. 

eat.pay.love
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Investitionen in Digitalisierung

Viele nutzten die Zwangspause während des Lockdowns für Investitionen, vor allem auch in die Digitalisierung. Jeder fünfte Gastrobetrieb (21,9 Prozent) erstellte eine neue Webseite, 14,7 Prozent haben einen Online-Abholservice eingerichtet und bei jedem zehnten Betrieb ist jetzt auch eine Online-Reservierung möglich. 

Fast jeder vierte Betrieb (23,4 Prozent) bot einen Gutscheinverkauf an. Oberste Priorität hatten jedoch Hygienemaßnahmen, in die 71,1 Prozent der Gastronomen investierten. 23,6 Prozent schafften laut eat.pay.love-Studie neue Tools zur Erfassung der Gästedaten an, um eine gute Kontaktnachverfolgung sicherzustellen. Nur 3,6 Prozent der Betreiber gaben an, gar keine Investitionen während der Corona-Pandemie getätigt zu haben. 

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39,2 Prozent der Gastronomen investierten in die Aufrüstung ihrer Kassensysteme, die gemäß Kassensicherungsverordnung nach Ablauf einer Übergangsfrist seit dem 1. April 2021 mit einer zertifizierten „Technischen Sicherheitseinrichtung“ (TSE) ausgestattet sein müssen. Weitere 16,3 Prozent schafften mobile Kartenterminals an und 14,7 Prozent kauften neue Kassensysteme.  

Kontaktloses Bezahlen ist neuer Standard

Im Zahlungsverkehr setzen die Kunden inzwischen wesentlich häufiger Karten oder mobile Bezahlverfahren ein – nicht nur wegen Corona. Fast zwei Drittel der Befragten (62 Prozent) gaben an, in den letzten 12 Monaten kontaktlos mit Karte oder Smartphone gezahlt zu haben. Im Jahr 2019 waren es erst 46 Prozent. Weitere 23 Prozent planen, es auszuprobieren. Rund ein Drittel der Befragten (34 Prozent) gibt an, seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie häufiger bargeldlos in der Gastronomie zu bezahlen. 

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91 Prozent der für eat.pay.love befragten Gäste erwarten, dass die Akzeptanz von Kartenzahlung in der Gastronomie als Serviceleistung dazugehören sollte, bei den 30- bis 39-Jährigen sind es sogar 96 Prozent.

Ohne bargeldlose Bezahlung weniger Gäste

Jeder Dritte (36 Prozent) gibt sogar an, sich schon einmal gegen einen Gastronomiebetrieb entschieden zu haben, weil dort keine bargeldlose Bezahlung angeboten wurde. In der Altersgruppe der 18- bis 39-Jährigen ist es sogar mehr als jeder Zweite. 

Jeder vierte Gast (28,6 Prozent) gibt an, in Restaurants, Cafés und Bars immer mit Karte zu zahlen. Im Jahr 2019 waren es lediglich 18,6 Prozent. Besonders beliebt sind Kartenzahlungen bei der Altersgruppe der 30- bis 39-Jährigen, hier geben 40,9 Prozent an, in der Gastronomie immer mit Karte zu zahlen. Gäste greifen vor allem gerne zur Karte, wenn sie nicht ausreichend Bargeld mit sich führen (50,7 Prozent). Auch höhere Rechnungen werden bevorzugt bargeldlos bezahlt (44,1 Prozent). Nur noch 6,3 Prozent der befragten Gäste zahlen nie mit Karte. 

Vielfältige Zahlungsarten sind Pflicht

„Es ist beeindruckend zu sehen, in welchem Tempo die Gastronomie während der Pandemie digitale Lösungen umgesetzt hat. Kontaktlose Zahlungen sind nun Standard und die Studie zeigt, dass ein vielfältiges Portfolio an Zahlungsarten heutzutage Pflicht für Gastronomen ist, wenn sie keine Umsätze verlieren wollen“, erklärt Peter Bakenecker, Division President für Deutschland und die Schweiz bei Mastercard.

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88 Prozent der Gastronomen setzen auf bargeldlose Zahlungen

Die kontaktlosen Transaktionen beschleunigen nicht nur den Bezahlprozess, sie werden auch zunehmend von den Gästen eingefordert. Darauf haben sich die meisten Gastronomen eingestellt: 88,3 Prozent der Gastrobetriebe bieten mittlerweile Kartenzahlung an. 14,3 Prozent setzen erst seit Ausbruch der Corona-Pandemie auf bargeldlose Zahlungen. Aktuelle Zahlen des Kassensystem-Anbieters orderbird belegen diesen Trend: Lag der Anteil der Kartenzahlungen in der Gastronomie 2020 noch bei 39,4 Prozent, stieg er im Jahr 2021 auf 43,3 Prozent. 

„Wir glauben, dass die Gastronomie in den kommenden Jahren ein großer Wachstumsmarkt wird. Die Branche musste sich digitalisieren und professionalisieren, quasi über Nacht, und Konsumenten sind hungrig nach Kontakten und Erlebnissen.“

Jakob Schreyer

Chief Strategy Officer, orderbird

Immer noch akzeptiert fast jeder fünfte Gastrobetrieb (18,6 Prozent) Kartenzahlung erst ab einem gewissen Mindestbetrag. 2019 waren es noch 32,4 Prozent der Gastronomen. Für viele Kunden ist das ein Ärgernis: Jeder Dritte (33,5 Prozent) wünscht sich auch bei kleinen Beträgen Kartenzahlung. In der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen sind es sogar 41,6 Prozent.

Mehr Umsatz dank Kartenzahlung

Auch für die Gastronomie bietet die Kartenzahlung zahlreiche Vorteile. 56 Prozent der befragten Gastronomen finden Kartenzahlung hygienischer als Bargeld. Zudem gibt jeder dritte Gastrobetrieb (35 Prozent) an, dass die kontaktlose Bezahlung mit Karte oder Smartphone den Bezahlvorgang beschleunigt und so das positive Kundenerlebnis verbessert wird. Mehr als jeder dritte Betrieb (38 Prozent) bestätigt, dass Spontanbesuche von Gästen möglich werden, die nicht genügend Bargeld dabei haben. Knapp ein Drittel (29 Prozent) ist sogar der Meinung, dass Gäste, die mit Karte bezahlen, mehr Geld ausgeben.  

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Optimistische Zukunftsaussichten 

Pandemiebedingte Schließungen und fehlende Perspektiven haben die Gastronomie hart getroffen. Doch nach monatelangen Lockdowns ist endlich wieder Licht am Ende des Tunnels. Die meisten Gastronomiebetriebe konnten in den letzten Wochen wieder öffnen und viele schauen trotz aller Herausforderungen optimistisch in die Zukunft. Immerhin fast jeder zweite befragte Gastronom (44,1 Prozent) bewertet die langfristigen Zukunftsaussichten sehr gut oder gut, 48 Prozent sind neutral eingestellt und nur 7,8 Prozent blicken pessimistisch in die Zukunft.

Auch Jakob Schreyer, Chief Strategy Officer bei orderbird, zeigt sich optimistisch: „Wir glauben, dass die Gastronomie in den kommenden Jahren ein großer Wachstumsmarkt wird. Die Branche musste sich über Nacht digitalisieren und professionalisieren und die Konsumenten sind hungrig nach Kontakten und Erlebnissen.“ Für die Gastronomie bestehe nun die Chance, sich neu zu erfinden und die verdiente Wertschätzung für ihre Arbeit zu erhalten.

Eat.Pay.Love

Die dritte Auflage der eat.pay.love-Studie von Mastercard und orderbird zeigt, wie sich das Verbraucherverhalten und die Gastronomie in den vergangenen 15 Monaten verändert haben, wie Gastronom:innen mit dieser Ausnahmesituation umgegangen sind und wie die Branche die zunehmende Digitalisierung nutzt, um sich mit innovativen Konzepten auf eine Zeit nach Corona vorzubereiten.

Dazu hat Innofact im Auftrag von Mastercard im Juni 2021 deutschlandweit eine repräsentative Umfrage zum Thema „Bargeldlose Bezahlung in der Gastronomie“ durchgeführt, die von 1.050 Personen beantwortet wurde. Zusätzlich wurden 1.091 Gastronomen vom 25. Mai bis zum 8. Juni 2021 von der orderbird AG zu dem Thema befragt. Außerdem wurden anonymisierte Daten von 8.000 orderbird-Kunden in Deutschland ausgewertet.

Fotos/Grafiken: orderbird, Mastercard