Da lachen ja die Kühe: Frankfurts erstes Better-Burger-Restaurant „Die Kuh die lacht“ ging am Wochenende mit einem komplett neuen Konzept an den Start. „Alles anders“, lautet die Parole für Gastronom Bodo Wanjura und sein Team. Denn ab sofort servieren sie im „Vunk“ ausschließlich pflanzliche Gerichte für die wachsende vegane Community und sonstige Freunde der fleischfreien Küche. Zunächst als Pop-up beziehungsweise Test geplant, soll das Format im Erfolgsfall auch auf die übrigens drei Standorte von „Die Kuh die lacht“, in denen zunächst weiter Burger angeboten werden, ausgeweitet werden.  

Mit glücklichen Kühen kennt Bodo Wanjura sich aus: 2007 war er – zumindest in Frankfurt, wenn nicht deutschlandweit – der erste, der das „Junk Food“ Burger mit seinem Restaurant „Die Kuh die lacht“ auf eine neue Qualitätsstufe hob und das Konzept des „Better Burgers“ erfolgreich nach Deutschland brachte. 13 Jahre, eine vegan lebende Tochter und eine Corona-Krise später sieht der Unternehmer wieder den richtigen Zeitpunkt für etwas radikal Neues gekommen: Mit veganem Fast Food, das so sexy ist, dass auch Nicht-Veganer gar nicht genug davon bekommen können, will er nicht nur bei den – überlebenden – Rindviechern für gute Laune sorgen.

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Ab jetzt rein pflanzlich: Bodo Wanjura (rechts), Antje de Vries (Mitte) und Jean Ploner wollen beweisen, wie sexy vegane Küche sein kann – ausgerechnet dort wo einst am Willy-Brand-Platz zwischen Oper und Bankenviertel Frankfurts erstes Better-Burger-Restaurant seine Türen öffnete. 

Pflanzen gehört die Zukunft

„Schuld ist eigentlich meine Tochter Lili“, berichtet Wanjura von der Genese des neuen Konzepts, die laut den Machern gerade einmal zweieinhalb Wochen gedauert hat. „Als Leistungssportlerin ernährt sie sich seit einiger Zeit vegan und hat mir täglich zu verstehen gegeben, welche Vorteile diese Ernährungsform bietet. Irgendwann bin ich eingestiegen und inzwischen gehe ich jeden Tag einen kleinen veganen Schritt weiter.“ Dank der steten Überzeugungsversuche seiner Tochter erkannte der Gastronom: der pflanzlichen Kost gehört die Zukunft.

Nicht unbedingt eine gute Nachricht für den Inhaber von vier Burger-Restaurants in Frankfurt, Heidelberg und Mannheim. Dem allerdings – der Markenname verrät es – die Aufzucht der Rinder für die Burgerpattys und eine attraktive Auswahl vegetarischer und veganer Alternativen immer schon wichtig waren. Doch ein Blick auf die wachsende Landschaft fleischfreier Restaurants bestätigte diese Einschätzung. 

Und dann war da ja auch noch Corona: Plötzlich waren die Büros in den umliegenden Bankentürmen verwaist, das Theaterpublikum des nahe gelegenen Schauspiels und Opernhauses blieb daheim und wer Burger will, hat in Frankfurt ohnehin seit Jahren die Wahl aus den unterschiedlichsten Angeboten lokaler und nationaler Player. Wanjura wurde klar: Es besteht Handlungsbedarf!

Sündiger Genuss – ohne schlechtes Gewissen

„Wir mussten uns also Gedanken machen und uns komplett neu erfinden“, erklärt Wanjura, „und kamen ziemlich schnell darauf, dass wir – zumindest testweise – auf vegane Gerichte umstellen, dabei aber unserer Liebe zu hochwertigem Fast Food, Burgern und Pommes Frites treu bleiben wollten.“ „Kein Fleisch“ sollte deshalb nicht gleichbedeutend sein mit Verzicht. „Wir wollten keine künstlichen, ungesunden Ersatzprodukte, sondern unsere Gerichte sollten für sündigen Genuss stehen – jedoch ohne schlechtes Gewissen in Sachen Tier- und Umwelt“, ergänzt Jean Ploner, der mit seinen F&B Heroes, darunter Tim Plasse,  Friederike Bothe und Sandro Ciani,  dem „Vunk“-Team nicht nur beratend zur Seite steht, sondern auch gleich als Joint Venture-Partner mit einstieg. „Es ist ein richtiges Familienprojekt geworden“, schwärmt Ploner. „Wir bringen uns alle ein, weil wir alle daran glauben.“

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„Wenn wir vegane Gerichte so lecker, bunt und schön hinkriegen, dass wir damit alle – vom Veganer bis zum Fleischfan – begeistern, dann ist das unsere Küche der Zukunft“, formuliert Wanjura die Aufgabenstellung. Also mussten kurzfristig „geile“ Rezepte her, die nicht nur für das fleischgewohnte Küchenteam der „Kuh“ schnell erlernbar und dabei so schmackhaft sein sollten, dass kein Stammgast das tierische Protein vermisst, sondern sich auch für Take-away und Liefergeschäft eignen, das man – Corona-Learning! – an diesem Standort forcieren will und muss. „Wir wollen das Außer-Haus-Geschäft mit Angeboten ankurbeln, die im Gegensatz zu Burgern und Pommes auch heiß und perfekt beim Kunden ankommen“, sagt Wanjura. Die Bestell- und Lieferlogistik wird über Lieferando und den Chatbot-Dienst Table duck abgewickelt.

Schatzkiste der Natur

Also machte sich „F&B Heroine“ Antje de Fries mit ihrem Team ans Werk und entwickelte aus ihrem reichen Wissensschatz der weltweiten Esskulturen ein abwechslungsreiches Cross-over-Sortiment von veganen „Vürstchen“, Burgern, Tortillas, Fries und Bowls aus regionalen, nachhaltig produzierten Zutaten. „Es hat unfassbar viel Spaß gemacht, die Gerichte mit dem Küchenteam zu erarbeiten“, freut sich de Vries. „Gemeinsam wollen wir den wunderbaren Gemüse-Schatz der Natur auf die Teller unserer Gäste bringen!“ Dabei setzt die Köchin vor allem auf hausgemachte, aromastarke Saucen und eine bunte Mischung verschiedener Küchen von mexikanisch über türkisch bis hin zur Levante und asiatischen Einflüssen. „Es geht um Fun! Essen, bei dem der Kopf Achterbahn fährt und die Finger schmutzig werden!“

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Den veganen Anspruch zieht „Vunk“ konsequent, aber ohne erhobenen Zeigefinger durch. „Wir sind einmal durch das komplette Restaurant, alle Keller und Kühlhäuser gegangen und haben alle tierischen Produkte entfernt“, berichtet Wanjura. „Wer aber mit Lederschuhen zu uns kommt, muss keine Angst haben, dass man ihn schief ansieht.“ 

„Es geht um Fun! Um Essen, bei dem der Kopf Achterbahn fährt und die Finger schmutzig werden.“

Antje de Fries

Foodentwicklung, Controlling, Food-Marketing, F&B Heroes

Pfefferminzgreen

„Vunk“ unterstützt mit seinem Angebot den Frankfurter Verein „Pfefferminzgreen„, der sich unter anderem für ein Ende der Genitalverstümmelung von Frauen in Sierra Leone einsetzt. Von jedem verkauften „Pink Taco“ und dem Nachtisch „Pfefferminzgreen“ erhält der Verein jeweils 1 €. 100 % der Spenden gehen an lokale Hilfsprojekte vor Ort. Zu den gerade einmal sieben Mitgliedern des Vereins gehören auch Steen und Stella Rothenberger, mit ihren Restaurants „Seven Swans“ und „Leuchtendroter“ Vorreiter der pflanzlichen Küche in Frankfurt. 

Neue Farbigkeit

„Vunk“ ist zunächst als „Pop-Up“ konzipiert. Heißt: Das Konzept ist noch im Werden, das Burger-Restaurant mit seinen 80 Sitzplätzen wurde nicht komplett umgebaut, sondern die vorhandene Infrastruktur und Möblierung in das neue, bunt-fröhliche Ambiente mit 70er-Jahre- und Pril-Blumen-Charme integriert. Bis mindesten Anfang 2021 wollen Wanjura und Ploner dem Konzept Zeit geben, die Frankfurter zu überzeugen. „Mit ‚Vunk‘ haben wir vor allem auch das weibliche Publikum im Blick“, erläutert Wanjura, „alles ist femininer, fröhlicher, weniger Testosteron-lastig als bei der ‚Kuh‘. Sogar die Köche tragen bei uns jetzt pinke Schürzen aus nachhaltiger Produktion – Ausdruck einer neuen Farbigkeit und des Anspruch des Restaurants, Dinge besser zu machen und dem Weiblichen mehr Power zu verleihen.“

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Fotos: ©Vivi D’Angelo/F&B Heroes

Vom Rindfleisch-Burger zum Blumenkohl-Patty – ein gewagter Schritt, auch und gerade in Corona-Zeiten. „Wir wissen, dass die Umstellung ziemlich mutig ist“, räumt Wanjura ein. „Aber gerade in der Krise braucht man Game Changer, der wollen wir sein.“ Jean Ploner ist überzeugt davon, dass der Konzeptwechsel der richtige Weg ist: „Ich glaube nicht an kleine Veränderungen in der Gastronomie, sondern an radikalen Wandel.“ Klar, sei der Zeitpunkt für einen Neustart schwierig. „Andererseits: Wenn nicht jetzt, wann dann? Was wir jetzt schaffen, das schaffen wir auch in Zukunft!“