Ein lokales, nicht-konzerneigenes Bier für die Mainmetropole: Das Helle darf zwar nicht Frankfurter heißen, trägt aber den Adler auf der Brust und passt prima zur Skyline. Foto: Alex Kraus

Eigentlich darf es gar nicht Frankfurter Helles heißen, das Bier, das Simon Horn und einige Gastronomen-Kollegen seit Kurzem in ihren Restaurants anbieten. Es wird nämlich nicht in der Mainmetropole, sondern in Franken produziert. Deshalb behilft man sich mit ein paar X auf dem Etikett. Doch abgesehen vom Brauort ist das neue Bier, das exklusiv in der Gastronomie vertrieben wird, ein echter Frankfurter: Erdacht von den Betreibern des Restaurants Margarete, die es leid waren, ihren Gästen entweder Industriebier ohne viel Charakter oder teures Craft-Bier anzubieten. 

FXXXXFXXXXR_Helles

Aus der Flasche oder vom Fass: Das Helle soll die Frankfurter Gastronomie erobern. Foto: Alex Kraus

„Wir waren einfach genervt“, berichtet Horn. „Als große Bierliebhaber möchten wir unseren Gästen ein Bier bieten, das leicht zugänglich und gut trinkbar  und nicht zu teuer ist, ohne das immer gleiche Aroma der Fernsehbiere. Das gab es bisher nicht, schon gar nicht aus der Region um Frankfurt. Also mussten wir es selbst machen.“  Ein echtes ‚Familienprojekt‘, wie der Gastronom, der seit 2012 zusammen mit Raffaela Schöbel das ‚Margarete‘ betreibt, erklärt. Wobei sich ‚Familie‘ auch auf das Team im Restaurant sowie befreundete Gastronomen bezieht.

FXXXXFXXXXR_Helles

Leicht zugänglich, mit Charakter und ordentlich Hopfen sowie pilsigen Noten. In der Margarete ist der Bierkonsum gestiegen, seit es das Helle gibt.

Foto: Alex Kraus

Denn inzwischen gibt es das Frankfurter Helle schon in mehreren Frankfurter Restaurants, darunter das Blumen, Sonamu, Gokio Bros., Walon & Rosetti sowie Club Michel. Weitere sind an einer Zusammenarbeit interessiert.

Lokalpatriotismus auch beim Bier

Denn, wenn die Frankfurter auch traditionell auf ihren Apfelwein schwören, so sind sie auch beim Bier Lokalpatrioten. Allerdings gehören die beiden bekannten Marken Henninger und Binding längst zum Oetker-Konzern. Eine wirkliche Craft-Bier-Szene hat sich – anders als in Berlin und Hamburg – bisher nicht etablieren können. Die Lücke zwischen den beiden Polen Industriebier und regional inspiriertem Craft soll nun das Frankfurter Helle füllen. Denn gebraut wird es, wenn schon nicht in Frankfurt, so doch zumindest „um die Ecke“, im fränkischen Hallerndorf.

„Wir sind durch halb Franken getingelt und haben versucht, Brauereien von unserer Idee zu überzeugen“, erzählt Simon Horn. Die waren zunächst wenig begeistert, „da fast jeden Tag irgendein Craft-Brauer mit den verrücktesten Ideen bei ihnen vor der Tür steht.“ Bei der Brauerei Rittmayer in wurde das Margarete-Team schließlich fündig. Das Unternehmen braut jährlich rund 25.000 hl selbst und füllt 100.000 hl ab, hat auch eine eigene kleine Craft-Bier-Linie und Lust, den Frankfurtern zu helfen.

EuroVertrieb über lokalen Händler

„Danach ging es an die Logistik“, berichtet Horn. „Wir haben jede Menge Leergutkisten und Fässer aufgekauft, um den Vertrieb zu organisieren.“ Den übernimmt nun der lokale Getränkehändler Rach, bei dem auch die anderen Gastronomen einkaufen und von ihm beliefert werden. Pünktlich zur Fußball-WM im Juni war das Helle auf dem Markt. Für dieses Jahr ist ein Absatz von rund 400 hl geplant. „Mit 85 Cent pro Flasche sind wir natürlich teurer als die Massenbiere“, sagt Horn. Aber das Gute ist: Die Gäste trinken nachweislich mehr Bier!“

Auch zum Mitnehmen bietet er die Flaschen in der Margarete an – 12 Flaschen für 25 Euro. „Aber eigentlich soll es ein Bier sein, das man nach einem langen Arbeitstag entspannt im Restaurant trinkt.“ Man möchte außerdem keine Vergleichbarkeit der Preise herstellen. Eine Listung im Handel ist deshalb – zum jetzigen Zeitpunkt – ausgeschlossen.

Aktuell sind für den zünftigen Genuss im Restaurant 0,2- und 0,5-l-Gläser in der Produktion – ohne Stiel und nach oben hin breiter, wie es der Frankfurter vom Apfelwein kennt. Mit einem eigens gebrandeten Lastenfahrrad bietet die Margarete das Helle außerdem bei Caterings und Stadtfesten an. Und auch eine zweite Sorte ist bereits geplant: Nächstes Jahr soll es ein Frankfurter Radler geben – weniger süß, dafür erfrischender als üblich.

Vom Wirt zum Brauer

„Wir haben sehr viel Geld und Arbeit in das Bier gesteckt, jetzt soll es auch groß werden“, so Horn und wünscht sich, dass das Helle eines Tages auf Frankfurter Getränkekarten einen festen Platz hat. Sein Traum? „Irgendwann mal selbst eine Brauerei in Frankfurt zu haben. Aber davon sind wir noch weit entfernt.“ Dann könnten – theoretisch – auch die Xe auf dem Etikett entfallen. Wenn sie bis dahin nicht längst Kult und Markenzeichen des Hellen mit Frankfurter Seele sind.

FXXXXFXXXXR

Simon Horn und Raffaela Schöbel lassen für ihr Restaurant ‚Margarete‘ das eigene Bier brauen. Foto: Alex Kraus