Acht Hotels samt Bars und Restaurants in vier Städten nennen Alex Urseanu und Micky Rosen mit ihrer Gekko Group ihr Eigen. Das Unternehmer-Duo verbindet neben einer lässigen Entspanntheit und einem stabilen Wertekanon auch der unbedingte Wunsch, Menschen glücklich zu machen. Für die Fachzeitschrift Fizzz haben wir Rosen und Urseanu im Sommer getroffen: Corona hatte seinen Griff gerade gelockert, die Stimmung nach dem Schock des ersten Lockdowns einigermaßen hoffnungsvoll. Jetzt sind Hotels (für Touristen) und Restaurants wieder geschlossen, die Zukunft für viele Unternehmen ungewiss. Doch die „Gekkos“ haben aus dem ersten Lockdown vor allem eines gelernt: Das Leben geht weiter!

45 Minuten – so lange dauert es, dann steht beim Arbeitsmeeting mit Alex Urseanu und Micky Rosen neben dem selbstverständlich eingangs offerierten Latte Macchiato und Mineralwasser die erste Runde Vodka auf dem Tisch. Diskret serviert natürlich, schließlich ist es erst kurz vor 4 Uhr nachmittags und man hat noch einiges zu besprechen. Doch verrät diese Geste vermutlich mehr über die beiden Gastgeber als ein mehrstündiges Interview. „Großzügigkeit und persönliche Zuwendung sind das A und O!“, erklärt Micky Rosen. Also dann: L‘chaim – auf das Leben, die Liebe und die Leidenschaft!

Stabiles Fundament 

Es ist diese ehrliche Gastfreundschaft, mit der die beiden Vollblutunternehmer in den vergangenen bald zwanzig Jahren mit ihrer Gekko Group einen sicheren Platz unter den erfolgreichsten Hoteliers und Gastronomen Frankfurts, wenn nicht Deutschlands, sowie den Titel „Hotelier des Jahres 2018“ eroberten. Dabei geht die Freundschaft dieser Männer – der eine Zahlenmensch, der andere ein Design-Talent – weit über die geschäftliche Partnerschaft hinaus. Sie verstehen sich nach eigener Auskunft blind, ergänzen einander ohne Eifersüchteleien und streiten so gut wie nie. Weil sie neben einer großen Portion unternehmerischer Energie bei einer gleichzeitigen Grundentspanntheit vor allem eines verbindet: dasselbe stabile Fundament aus Verlässlichkeit, Offenheit, Familiensinn und dem unbedingten Wunsch, Menschen glücklich zu machen. „Natürlich kann man auch ohne enge Freundschaft als Geschäftspartner erfolgreich sein“, sagt Alex Urseanu. „Aber für das besondere Gefühl, das wir unseren Gästen vermitteln, braucht es eine große Nähe und Harmonie untereinander.“ 

Micky Rosen

Micky Rosen wurde in Frankfurt geboren und lernte im Intercontinental das Hotel-Handwerk. 

Alex Urseanu

Alex Urseanu wuchs in Tel Aviv, Berlin und Frankfurt auf. Luxus ist für ihn Leichtigkeit. 

Gestresste, manchmal auch einsame Klientel

Warum benennen zwei mit einem solchen Wertekanon ihr Unternehmen ausgerechnet nach Gordon Gekko, dem Fiesling aus dem Film „Wall Street“? „Wir spielen ein wenig mit dem Bild des geldgierigen Emporkömmlings“, räumt Micky Rosen ein, „allerdings mit Augenzwinkern.“ Damals, als sie 2003 mit dem Bristol nahe des Frankfurter Bahnhofs ihr erstes gemeinsames Hotel eröffneten, wie heute zieht Frankfurt als europäisches Finanzzentrum jährlich hunderttausende Reisende aus der Welt des Gordon Gekko an. Dieser anspruchsvollen, oft gestressten und manchmal auch einsamen Klientel bieten Rosen und Urseanu während ihres Aufenthalts in der Stadt ein stylishes und gleichzeitig warmes Zuhause auf Zeit.

Von Kindesbeinen an Dienstleistung gelernt

Einen ausgeklügelten Plan für den gemeinsamen Erfolg hatten sie nie. „Viele unserer Entscheidungen beruhen auf Bauchgefühl“, verrät Urseanu. Dass dieses meistens recht hat, liegt daran, dass das Gastgebertum grundlegender Teil ihrer DNA ist. „Wir haben beide einen gastronomischen Background“, erklärt der gebürtige Frankfurter Micky Rosen, „und von Kindesbeinen an Dienstleistung gelernt. Das Arbeiten mit Menschen war immer schon mein Faible.“ Während der Ausbildung im Intercontinental lernte er das Hotel-Handwerk – und sah bei Reisen, wie viel weiter die Branche in anderen Ländern war. „Dort gab es Hotels, die nicht nur funktionale Orte für Übernachtung und Frühstück waren, sondern buchstäblich das Wohnzimmer der Stadt. Aus denen man irgendwann abreist, ohne viel von der Umgebung gesehen zu haben, weil man die Zeit lieber im Hotel verbringt. Hotels, deretwegen man überhaupt erst in eine bestimmte Stadt reist! Genau so etwas wollte ich machen!“ 

Roomers

Als Hoteliers (hier das Frankfurter ‚Roomers‘) und Gastronomen bieten Rosen und Urseanu ihren Gästen entspannten Luxus. 

Die Freiheit, man selbst zu sein

Eine Vision, die Rosen mit Alex Urseanu, geboren in Bukarest, aufgewachsen in Tel Aviv, Berlin und Frankfurt, teilt. Auch er kann sich kein anderes Leben vorstellen. „Das Ziel muss sein, sich freizumachen von gesellschaftlichen Zwängen und das zu tun, was wir lieben und was uns wirklich guttut. Dann passieren – mit ein bisschen Glück – Dinge von ganz allein, die uns dorthin bringen, wo wir hingehören“, umreißt er seine Philosophie. Diese Freiheit, einfach nur sie selbst zu sein, ihren Leidenschaften zu folgen, wollen Rosen und Urseanu auch ihren Gästen bieten. „Für viele Menschen bedeutet Luxus heute nicht mehr die S-Klasse mit Chauffeur, sondern Kreativität und Aufgeschlossenheit. Wir schaffen eine Atmosphäre der Leichtigkeit und bereiten die Bühne, auf der jeder seine eigenen Erfahrungen machen kann.“

Gekko Group

Die Gekko Group mit Hauptsitz in Frankfurt am Main wurde im Jahr 2001 von Micky Rosen und Alex Urseanu gegründet. Zum Portfolio gehören in Frankfurt das Design Hotel Roomers, das Bristol Hotel sowie die Design Hotels The Pure, Gerbermühle und Gekko House.

Darüber hinaus zählen 300 möblierte Apartments, die Bristol Bar, die Gekkos Bar, das Chicago Williams BBQ sowie das Restaurant moriki in den Deutsche-Bank-Türmen und das modern Bavarian Wirtshaus Servus Heidi in München zur Gekko Group. Im November 2016 eröffnete das Roomers in Baden-Baden, im März 2017 das Provocateur in Berlin und im Oktober 2017 das Roomers in München. Das Roomers ParkView wird im Frankfurter Westend voraussichtlich Ende des Jahres 2021 eröffnen.

Das spricht vor allem solche Menschen an, die sowohl nach Individualität als auch nach Gleichgesinnten suchen. Darunter viele deutsche und internationale Künstler, Sportler, Vertreter der Unterhaltungsindustrie. Und ein hoher Anteil „Locals“ – sie stellen rund 70 Prozent der Gäste in den Restaurants und Bars der Gekko Group. Nicht selbstverständlich für Hotelgastronomie. Das Erfolgsrezept? „In erster Linie geht es darum, niemanden zu kopieren, sondern ein authentisches Konzept zu entwickeln, das zum Hotel und zum Hotelier passt“, rät Urseanu. Design ist wichtig, ebenso wie kompromisslos hochwertige Speisen und die Bereitschaft, sich immer wieder auf Veränderungen im Markt und neue Trends einzulassen, zählt Rosen weiter auf.

Gekkos Bar

Talent, die richtigen Leute zusammenzubringen

„Hoteliers, die naturgemäß viel mit Auswärtigen in Kontakt stehen, müssen immer auch eine Verbindung zu den Menschen herstellen, die vor Ort leben.“ Um die Bar im Bristol Hotel zu beleben, lancierten sie einst eine monatliche Party-Reihe und bewiesen dabei ihr Talent, die richtigen Leute zusammenzubringen. Nach einem Dreivierteljahr feierten dort regelmäßig über 1.000 Gäste – vom Bankenvorstand bis zum Graffiti-Künstler. Eine weitere Begabung der beiden: Chancen erkennen und zugreifen. So wuchs ihr Hospitality-Portfolio zu einem vielseitigen Unternehmen mit aktuell acht Hotels samt Bars, Restaurants und Event Locations, zwei Stand-alone Restaurants und rund 300 Longstay Apartments in vier Städten.

„Die Königsdisziplin lautet: ein cooles Restaurant mit einer geilen Bar und einem tollen Hotel zu verbinden.“

Alex Urseanu

Hotelier und Gastronom, Gekko Group

Herz und Seele sind überall gleich

„Gastronomie und Hotellerie sind tatsächlich zwei grundverschiedene Berufe, in die wir erst hineinwachsen mussten“, unterstreicht Urseanu. „Aber bei beiden geht es darum, Menschen glücklich zu machen. Das ist unser Antrieb. Die Königsdisziplin lautet: ein cooles Restaurant mit einer geilen Bar und einem tollen Hotel zu verbinden. Und auch wenn unsere Konzepte jeweils unterschiedlich sind: Herz und Seele sind überall dieselben.“ Unterstützung kommt aus dem großen Netzwerk befreundeter Gastronomen wie The Duc Ngo, der bei den Restaurants moriki und Burbank mitwirkt, oder Nawid Samawat, der zunächst im Frankfurter Roomers und der Gerbermühle für Gekko arbeitete, bevor er mit seinem kernigen BBQ-Konzept Chicago Williams in Berlin durchstartete, das man Anfang des Jahres gemeinsam an den Main gebracht hat.

burbank
Chicago Williams
Moriki
Servus Heidi

Die Restaurants der Gekko Group bespielen die ganze Klaviatur gastronomischer Konzeptvielfalt (im Uhrzeigersinn von oben rechts): Moriki (Frankfurt), Servus Heidi (München), Chicago Williams (Frankfurt), Burbank (Frankfurt) Alle Fotos: Gekko Group

Kleiner, stabiler Führungskreis

Der Wunsch, Menschen glücklich zu machen, bezieht ebenso die mehr als 1.000 Mitarbeiter ein, denen das Duo bewusst viel Verantwortung überträgt und Spielraum zur freien Entfaltung lässt. Schon weil beides – ein glückliches Team und glückliche Gäste – sich gegenseitig bedingt. Und auch, weil es Schritt für Schritt mehr Freiheit für die Chefs bedeutet, sich Zeit zu nehmen, um neue Ideen zu entwickeln und Inspirationen zu tanken, wie beispielsweise beim Burning Man-Festival in Nevada. „Wir leiten das Unternehmen aus einem kleinen, sehr stabilen Führungskreis heraus sehr familiär und mit ganz flachen Hierarchien, sind immer für neue Ideen und konstruktive Kritik ansprechbar, natürlich per Du.“ Dabei geht es auch hier um Leichtigkeit und einen weiten Horizont: „Je mehr Freiheit man Menschen gibt, desto eher lernen sie, alleine zu fliegen“, ist Urseanu überzeugt.

„Hoteliers, die naturgemäß viel mit Auswärtigen in Kontakt stehen, müssen immer auch eine Verbindung zu den Menschen herstellen, die vor Ort leben.“

Micky Rosen

Hotelier und Gastronom, Gekko Group

Einzigartige Barkultur und entspannte Lässigkeit

Trotz der räumlichen Ausdehnung der Aktivitäten nach Berlin, München und Baden-Baden bleibt die kleine Metropole am Main für Rosen und Urseanu das Zentrum ihres unternehmerischen Universums. „Für uns ist Frankfurt nach wie vor die spannendste Stadt Deutschlands. Mit einer im deutschsprachigen Raum einzigartigen Bar-Kultur und einer außergewöhnlichen Mischung aus Nachhaltigkeit, Qualität, Professionalität und Lässigkeit.“ Da schmerzt es besonders, dass in ihrer Nachbarschaft das Bahnhofsviertel – bis vor wenigen Jahren noch der aufstrebende Szene-Hotspot der Stadt – erneut mit einer wachsenden Drogenproblematik zu kämpfen hat.

„Als Gastronomen haben wir in den vergangenen 20 Jahren einen wesentlichen Beitrag zur positiven Entwicklung und für die starke Außenwirkung Frankfurts geleistet. Dass nun so vieles von dem Erreichten wieder verloren geht, ist ein Alptraum“, bedauert Urseanu. Den Rücken kehren wollen sie ihrer Heimat dennoch nicht, im Gegenteil: 2021 soll hier ihr nächstes großes Projekt, das Roomers Parkview Hotel mit 137 Zimmern und einer Rooftop Bar eröffnen. Außerdem wird es demnächst einen Take-away- und Delivery-Ableger des Erfolgskonzepts moriki geben.

Gekko Group

Positive Einstellung nicht verlieren

Dass Urseanu und Rosen sich auch von Rückschlägen und Schwierigkeiten nicht stoppen lassen, bewiesen sie gerade erst während des Corona-bedingten Lockdowns. Schock, Stillstand, von einem Tag auf den nächsten. Bei früheren Krisen hieß das Motto: Kräfte und Ideen sammeln, kämpfen! „Aber wenn alle Betriebe zu sind, wie soll man dann kämpfen?“ Ihre Strategie: hochkonzentriert bleiben, Öffnungszeiten und Konzepte flexibel an die sich ständig ändernden Bedingungen anpassen, ohne dabei die positive Einstellung und Leichtigkeit zu verlieren. „Wir mussten unseren Leuten schließlich jeden Tag Mut machen und ein gutes Gefühl geben“, sagt Urseanu.

Das Team dankte es mit Einsatz und Treue, hielt die notwendigen Prozesse in den geschlossenen Hotels am Laufen. „Insgesamt hat diese Phase unser Unternehmen als Familie noch einmal gestärkt.“ Die wichtigen Lehren aus Corona? „Grundsätzlich hat die Krise bestätigt, dass wir schon vorher auf dem richtigen Weg waren“, ist Rosen optimistisch. „Dass man immer nach vorne schauen muss, dass man sich den Mut und die Freude an seinem Tun nicht nehmen lassen und jeden Tag so weit wie möglich genießen soll. Und dass das Leben immer weiter geht!“ Klingt nach ganz viel Lust auf Zukunft – darauf noch einen Vodka: L‘chaim!