Kent Hahne ist als Markengastronom erfolgreich mit eigenen Konzepten wie The ASH, aber auch mit Lizenzmarken wie L’Osteria. Foto: Apeiron

Vis-à-vis eröffneten in der vergangenen Woche die beiden Freestander-Konzepte L’Osteria und The ASH in Aachen. Insgesamt etwa 500 Sitzplätze sowie eine großzügige Piazza in der Mitte, auf der im Sommer Springbrunnen, ein Spielplatz und gemütliche Außenplätze für eine mediterrane Atmosphäre sorgen sollen. Betreiber ist mit Kent Hahne einer der erfolgreichsten Systemgastronomen Deutschlands. Wir haben ihn kurz vor der Eröffnung zum exklusiven Interview getroffen. 

Herr Hahne, wie fühlt es sich an, zwei Restaurants am selben Tag zu eröffnen?

KH: Es fühlt sich toll an, aber ich bin auch nervös. Und stolz – alles gleichzeitig. Wir haben hier in Aachen etwas Großartiges geschaffen. Für uns ist dieser Doppelstandort natürlich ein Meilenstein. Heute Abend die Eröffnung ist die eine Sache: 1.600 geladene Gäste. Aber morgen, wenn The ASH und L’Osteria an diesem Standort erstmals ihre Türen für den regulären Betrieb öffnen – das ist unsere Feuertaufe. Der ich allerdings optimistisch entgegen sehe: Wir sind das ganze Wochenende ausreserviert.

Warum eröffnet man zwei eigene Konzepte als Freestander direkt nebeneinander?

Das hat sich so entwickelt. Wir machen L’Osteria ja schon sehr lange, unter anderem als Freestander in Troisdorf-Spich und dort haben wir gegenüber an derselben Kreuzung auch einen The ASH-Freestander gebaut. Eigentlich hätte ich beide gerne direkt nebeneinander, denn es ist eine alte Weisheit, dass zwei Kneipen nebeneinander immer besser laufen als eine ohne gastronomisches Umfeld. Also haben wir ein geeignetes Grundstück gesucht, auf dem diese Nachbarschaft realisierbar ist.

Imposante Architektur: Der erste The ASH-Freestander entstand 2016 in Troisdorf Foto: Aperion.

Passen The ASH als Steakhouse und L’Osteria als Italiener besonders gut zusammen?

Es sind die beiden unserer Konzepte, die derzeit am reifsten sind, am besten im Markt angekommen. The ASH ist zwar noch sehr jung, aber an den Umsätzen, die für mich gleichbedeutend sind mit der Gästezufriedenheit, sehen wir, dass das Konzept im Markt akzeptiert wird. Möglicherweise werden wir irgendwann noch einen dritten Freestander mit einer weiteren Marke dazu stellen. Das kann unser asiatisches Konzept GinYuu sein oder ein Format, das wir erst noch entwickeln.

Das heißt, Sie haben noch viele Pläne für die bestehenden und Ideen für weitere Konzepte im Kopf?

Vor allem die Liebe zur asiatischen Küche schwelt seit Jahren in mir und es war tatsächlich schmerzhaft, GinYuu in den vergangenen Jahren wieder verkleinern zu müssen. Aber seit Kurzem haben wir die beiden verbliebenen Standorte in Bonn und Bochum neu aufgestellt und als Fullservice-Restaurants konzipiert. Insgesamt etwas schicker. Nachdem ich meine gastronomische Laufbahn vor Jahrzehnten bei McDonald’s mit Quickservice begonnen habe, bin ich nun bei Fullservice angekommen. Vielleicht, weil ich mich inzwischen selbst gerne bedienen lasse.

Man muss sich eben den Gästewünschen anpassen …

Ich denke, man ist als Gastronom zum Scheitern verurteilt, wenn man immer an seinen Ideen festhält, ohne auf die Gäste zu hören. Wir verstehen uns als „Initialzünder“: Wir haben Ideen, bringen sie auf den Markt und der Markt entwickelt sie weiter.

Entstehen zwischen zwei so unterschiedlichen Konzepten wie The ASH und L’Osteria Synergien, wenn sie in unmittelbarer Nähe zueinander betrieben werden?

 

Die acht Meter hohe Bar-Wand im The ASH beeindruckt die Gäste und macht Lust auf einen Drink. Foto: Apeiron

Das hoffen wir natürlich. Es ist das älteste Bedürfnis des Menschen, dort zu sein, wo andere Menschen sind. Essen gehen wird immer mehr zum Entertainment-Erlebnis. Produktseitig stören sich L’Osteria und The ASH überhaupt nicht. Wer eine 10-Euro-Pizza im Kopf hat, der schwenkt nicht um auf ein 30-Euro-Steak und umgekehrt. Aber man trifft sich vielleicht anschließend auf der Piazza zwischen beiden Restaurants und trinkt einen Espresso zusammen. Oder man nimmt nach der Pizza noch einen Absacker an der Bar des The ASH.

Nutzen Sie operative Schnittmengen?

Nein, wir trennen das deutlich. Es erleichtert selbstverständlich den Einkauf und die Logistik, wenn der Salatfahrer nur einen Standort ansteuern muss. Aber im Gastraum und in der Markenwelt grenzen wir beide Konzepte klar voneinander ab. Die Mitarbeiter sind auch nur auf ein Konzept geschult, wir erwarten nicht von jemandem, der mit seiner Energie auf die italienische „La Famiglia“-Atmosphäre eingestellt ist, auf amerikanische Steakhouse-Kultur umzuschalten. Wir verkaufen Entertainment, Stimmung und Erlebniswelten.

… für die die Menschen dann auch raus ins Gewerbegebiet fahren. Wobei das Konzept des Freestanders für die Deutschen ja immer noch recht neu und ungewohnt ist.

Ich habe bei Vapiano gelernt, dass er eigentlich gar keinen „Deutschen“, keinen „Amerikaner“, keinen „Türken“ gibt, sondern dass die Menschen sich im Grunde alle sehr ähnlich in ihren Bedürfnissen sind. Nur weil Dinge ungewohnt sind, heißt das ja nicht, dass die Leute sie nicht mögen. Als wir The ASH konzipiert haben, wollte ich unbedingt Surf & Turf, sprich: Lobster auf der Karte haben. Alle sagten: Die Deutschen essen keinen Lobster. Das hatte ich in London und New York aber ganz anderes beobachtet. Vielleicht essen die Deutschen so wenig Lobster, weil keiner ihn anbietet? Wir wollen auch Regeln brechen und nicht das machen, was alle machen. Sondern beweisen, wie multikulturell die Gastronomie in Deutschland sein kann. Und Aachen ist eine sehr internationale Stadt. Wir müssen aufhören, über Deutschland zu reden, stattdessen mehr über Europa.

Volles Haus bei der Eröffnung: Rund 1.600 Gäste feierten in Aachen mit. Foto: Apeiron AG

Pizza wie in Italien: Produktseitig machen sich L’Osteria und The ASH keine Konkurrenz. Foto: L’Osteria

Die Lust auf Fleisch ist bei aller Diskussion um Vegetarismus und Veganismus ungebrochen?

Es geht vermehrt darum, welches Fleisch man isst und wie es produziert wird. Veganer sind sehr konsequent in ihrer Einstellung, Fleischesser aber zunehmend auch, indem sie mehr Wert auf hochwertiges Fleisch legen und bereit sind, dafür Geld auszugeben. Wenn es heißt, wir essen zu viel Fleisch, dann gilt das vor allem für verarbeitetes Fleisch. Unsere Steaks sind aber reine, ursprüngliche Produkte.

Haben Sie Ärger mit Tierschützern wie andere Steak-Konzepte?

Ja, manchmal protestieren sie vor unseren Restaurants. Sie sind aber eigentlich ganz nett. Wir bringen ihnen Getränke und sie dürfen bei uns auf die Toilette gehen. Ich finde das ok, wir sind keine Feinde. Ich mag es nur nicht, wenn sie aggressive Bilder zeigen. Sie sollten lieber dort demonstrieren, wo die Herkunft des Fleisches undurchsichtig ist, statt bei uns. Aber bei den großen Restaurants bekommen sie natürlich mehr Aufmerksamkeit.

Apeiron

Kent Hahnes apeiron restaurant and retail management GmbH betreibt und entwickelt diverse Gastronomie-Konzepte, darunter L’Osteria, The ASH, GinYuu und BULLITT mit zusammen 25 Standorten. Daneben unterstützt das Unternehmen Partner beim Aufbau und Betrieb von Restaurants und Handelmarken. 2017 erlöste apeiron knapp 40 Mio. Euro Gastro-Umsätze. www.apeiron-ag.com

Überschneiden sich die Zielgruppen von The ASH und L’Osteria? Gehen die Gäste mal hierhin, mal dorthin – je nach Anlass?

Das lässt sich so klar nicht abgrenzen: L’Osteria die Familien, The ASH Business, das ist zu einfach gedacht. Auch im The ASH haben wir Tische mit sechs jungen Frauen daran, die sich Tomahawk-Steaks bestellen.

Wird es weitere Doppelstandorte geben?

Ja, Dortmund ist bereits im Bau, Bremen in der Planungsphase. Wir suchen nicht gezielt danach, aber dort, wo sich größere Grundstücke finden, realisieren wir gerne beide Konzepte. Größere Grundstücke sind übrigens manchmal leichter zu finden als kleinere, da die Nachfrage hier deutlich zugenommen hat. Auch viele Shopping-Center sind auf der Suche nach imposanten gastronomischen Nachbarn, die für Frequenz sorgen.

Vorbild für The ASH sind amerikanische Supper Clubs der Zwanziger Jahre. Foto: Apeiron.

Und wie geht es mit Gin Yuu und BULLITT weiter?

Wir werden nächstes Jahr ein weiteres Gin Yuu eröffnen, wo steht noch nicht fest. Wir brauchen nicht mehr diese teuren Innenstadtlagen. Als Fullservice-Konzept kann Gin Yuu nun auch in Büro-Lagen realisiert werden, wo es mehr um eine schöne Terrasse geht. Möglicherweise werden wir auch einen neuen Satelliten-Typ entwickeln nach dem Vorbild von Pret A Manger: asiatisches Take-away-Food für die Innenstadt, ohne Lüftung, ohne Küche. Diese Doppelstrategie hat für mich Zukunft, auch die L’Osteria hat ja kürzlich ein ‚Piccolo‘-Format eröffnet.

An BULLITT hängen meine Kinder sehr, ich habe es ihnen übertragen. Das Konzept ist noch sehr wild und ungezähmt, es passt besser in die junge Generation als zu mir. Wir denken auch eher in großen Dimensionen, BULLITT braucht dagegen kleinere Flächen.

The Ash

Hochwertige Steaks gepaart mit knisternder Bar-Atmosphäre – das The
ASH versteht sich als „The One and Only Supper Club in Town“. Von Montag bis Samstag bis jeweils 17 Uhr werden Lunch Specials serviert. Zur Abendzeit wird die beeindruckende 8m hohe Bar zum Leben erweckt. Dazu passt die 2 for 1 Cocktail-Happy Hour in der Bar-Area von Montag bis Donnerstag zwischen 17 und 19 Uhr (Freitags und samstags von 22 bis 24 Uhr. Freitags und samstags sorgt ein DJ ab 21 Uhr für Stimmung. Der Freestander bietet 250 Sitzplätze. Im Schnitt erlösen die aktuell sieben The ASH-Standorte 4 Mio. Euro pro Jahr bei einem Durchschnittsbon von 32 Euro. www.theash-steakhouse.de

L’Osteria-Pizzen zeichnen sich durch ihre Größe aus und dadurch, dass man sie mit zwei verschiedenen Belägen bestellen kann. Foto: L’Osteria 

L'Osteria

Ordentliche Portionen zu fairen Preisen, das ist das Konzept der L’Osteria, die in Deutschland inzwischen mehr als 80 Standorte zählt und im Januar ihren 20. Geburtstag feiert. Weitere befinden sich in Österreich, der Schweiz, den Niederlanden, Tschechien, Frankreich und Großbritannien. Neben gutem Essen erwartet die Gäste in jeder L’Osteria italienisches Lebensgefühl, eine fröhlich-quirlige, urbane Umgebung und viel Liebe zum Detail. Das Konzept wurde von Friedemann Findeis und Klaus Rader in Nürnberg gegründet. Als größter deutscher Franchise-Nehmer führt Kent Hahne 15 L’Osteria-Standorte. https://losteria.de

Wenn es nach Bremen geht, erweitern Sie Ihren Aktionsradius über NRW hinaus?

Ja, wir gehen mit The ASH demnächst auch nach Frankfurt am Main. Koblenz, Hannover sind geplant. Und wir suchen in Wien und London nach Standorten für The ASH.

Der Brexit schreckt Sie nicht ab?

Ganz im Gegenteil. Dadurch verbessern sich die Chancen, an die großen Flächen zu kommen, die wir brauchen. An der Börse steigt man ja auch ein, wenn die Kurse unten sind und nicht umgekehrt. Eine internationale Präsenz macht eine Marke außerdem sexy. Sie wird dann nicht mehr als „deutsch“, sondern als europäisch wahrgenommen.

Wie unterscheidet sich The ASH von anderen Premium-Steakhouses – gerade auch in den Metropolen?

Wie sehen uns nicht als Premium, sondern als Casual Fine Dining. Bei uns geht es immer locker zu und man bezahlt auch keine Premium-Preise. Premium gilt einzig bei den Produkten. Die Atmosphäre soll casual sein. Und wir legen großen Wert auf die Bar, das ist in vielen Steakhouses auch nicht üblich. Wir erlösen mit einem Standort im Schnitt 4 Mio. Euro netto pro Jahr bei einem Durchschnittsbon von 32 Euro. Damit ist das Konzept trotz hoher Kosten profitabel. Die Gästezahl zeigt mir, dass es den Nerv der Menschen trifft. Und das an Standorten wie Oberhausen und Bochum, wo die Geldbeutel in der Regel nicht allzu groß sind. Doch auch im Ruhrgebiet sind Leute, die etwas erleben wollen. Und sie sind dankbar, wenn wir ihnen schöne Restaurants bauen. Genauso wie die Städte: Wie haben hier in Aachen 12 Mio. Euro investiert und 200 Arbeitsplätze geschaffen.

Kent Hahne ist größter deutscher Franchisenehmer der Marke L’Osteria. Er möchte das Konzept in Zukunft wo möglich im Doppelpack mit The ASH expandieren. Foto: L’Osteria.

Sie haben vier Kinder und vier gastronomische Marken. Kann man das irgendwie vergleichen? Hegen Sie ähnliche Vatergefühlt für ihre unternehmerischen „Babys“?

Darüber habe ich noch nie nachgedacht. Wie meine Konzepte sind auch meine Kinder sehr unterschiedlich. Das Interessante: Sie tendieren auch zu unterschiedlichen Marken innerhalb des Unternehmens. Meine Tochter Jamie liebt GinYuu und alles Asiatische. Mein ältester Sohn Tyler dagegen ist bei The ASH angekommen. Sie sind in unseren Restaurants groß geworden. Aber ich überlasse es ihnen, ob und wie sie ihr berufliches Leben in der Gastronomie verbringen wollen.

Gibt es eine Lieblingsmarke in ihrem Portfolio?

Ich habe weder ein Lieblingskind, noch eine Lieblingsmarke. Ich liebe alle gleich. Jede hat ihre eigene Energie und löst bestimmte Emotionen aus.

1 Kommentar

  1. Anonymous

    Hey Kenny, I see your still unstoppable. Maybe we could get together one of these days

    Greg Peterson