Klar: Nicht neu, dass auch in der (System-)Gastronomie Umweltbelange ein Thema sind. Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung stehen auf der Agenda aller möglichen Start-ups landauf, landab und werden längst auch von den großen Playern mit internationaler Reichweite reklamiert. Doch niemand ging bisher so weit wie die schwedische Burger-Kette MAX Burgers, zweitgrößter Akteur des Sektors im Lande nach McDonald’s. MAX propagiert im 50. Jahr seines Bestehens nichts weniger als den klimapositiven Burger. Ein Marketing-Schachzug? Keineswegs. Ein couragiertes Lehrstück, zur Nachahmung empfohlen.
MAX Burgers bietet in Schweden Marktführer McDonald’s erfolgreich Paroli.                               Foto: Gretel Weiß
MAX? Wer nicht schon mal in Schweden Urlaub gemacht hat, wird der Marke als Verbraucher kaum je begegnet sein. Wenngleich die im Jahr 1968 von Curt Bergfors und Britta Fredriksson in der nordschwedischen Kleinstadt Gällivare gegründete, bis heute familiengeführte Burger-Kette heute nicht nur im Heimatland, sondern auch in weiteren Ländern vertreten ist, namentlich Norwegen und Dänemark, Ägypten, neuerdings auch Polen. Die Wachstumsambitionen auf internationalem Terrain sind groß. Mit Abstand stärkste Bastion ist immer noch Schweden mit 119 von insgesamt gut 130 Restaurants.
“MAX is a family owned company and we want to last for generations to come. We know that we are part of the problem and we can, and we must, be part of the solution. We hope to inspire other companies, not only other restaurant companies, to do more.
Richard Bergfors

CEO, MAX Burgers

Richard Bergfors führt das Familienunternehmen MAX in zweiter Generation. Seine Mission: die Welt ein wenig besser zu machen, indem er die besten Burger serviert und Gutes für die Gesellschaft tut. Der weltweit erste klimapositive Burger ist für ihn ein wichtiger Schritt in diese Richtung. Foto: MAX Burgers
In Schweden hat MAX Burgers es fertiggebracht, dem Global Hero McDonald’s bis zum heutigen Tag Paroli zu bieten – was lokalen Playern in kaum einem anderen Ländermarkt gelang, in dem der weltweite Marktführer antrat, seinen Big Mac unters Verbrauchervolk zu bringen. Und erntet jahraus, jahrein Bestnoten seitens der Verbraucher in Sachen Geschmack und Qualität. Das allein sollte Fachleute hellhörig machen und auf diese Marke aufmerksam werden lassen, die vielleicht bisher noch nicht jedem in Europa ein Begriff gewesen ist. Neugier darauf wecken, was denn hinter dieser Geschichte der Selbstbehauptung steckt.

Nachhaltigkeit lag Gründern am Herzen

Beste Qualität, sagt CEO Richard Bergfors, gehört zu den Zutaten. Zubereitung at order seit jeher. Kein Zufall, dass MAX jahraus, jahrein bei Verbrauchertests abräumen konnte. Oder die schlichte Tatsache, als Familienunternehmen nachhaltig handeln und entscheiden zu können. Sich für die Umwelt stark zu machen, lag schon den Gründern am Herzen.

Auch moderne Order Terminals, die dem Kunden das Bestellen einfach machen, sind bei MAX längst Alltag. Foto: Gretel Weiß
Heute appelliert MAX mit seinem Beispiel an die gesamte Branche, sich in Sachen Klimaschutz weitaus entschiedener zu engagieren als bisher. Der Klimawandel geht uns alle an, sagt Bergfors, gemeinsam mit seinem Bruder Christoffer führt er MAX Burgers in zweiter Generation. Jeden einzelnen, erst recht jedes multiplizierte Unternehmen, zumal in der Foodbranche, dessen Co2-Footprint mit wachsender Größe zwangsläufig beträchtliche Dimensionen erreichen kann.

Vor zehn Jahren schon CO2-Footprint berechnet

Was zuletzt konkret geschah? Vor zehn Jahren bereits (Wir erinnern uns: Da gab es noch massenhaft Zweifler, die den Klimawandel für ein Phantombild hielten, den Klimaforschern lautstark ihre Kompetenz absprachen und das Abschmelzen der Gletscher, der Pole oder die Erwärmung der Ozeane auf keinen Fall menschlichem Verschulden zurechnen wollten…), vor zehn Jahren also war MAX die erste Gastronomiekette überhaupt, die für jedes ihrer angebotenen Produkte den Co2-Footprint berechnete und auf dem Menuboard anzeigte.

Als Burger-Restaurant sieht sich MAX in puncto Klimawandel ganz klar in der Verantwortung. Foto: Gretel Weiß
Schon damals begann MAX mit Baumpflanzungen in Afrika, um die selbst verursachte Klimabelastung zu neutralisieren. Bis heute wurden 1,8 Millionen Bäume gepflanzt. Doch mittlerweile reicht Richard Bergfors das nicht mehr aus. Er will klimapositive Burger.
“We have chosen to plant trees in Uganda to reduce carbon footprint and since 2008 we have financed the planting of 1.8 million trees in Africa, most of them in Uganda through the project Trees for Global Benefit. This is equivalent to remove 223,000 petrol cars from the roads for one year.”
Richard Bergfors

CEO, MAX Burgers

Klimapositive Burger?

Wie bitte? Klimapositive Burger? Ja, das geht. Es ist der jüngste und aus Bergfors‘ Sicht konsequente, notwendige Schritt. Im Juni des Jubiläumsjahres hat MAX eben diesen klimapositiven Burger präsentiert. Soll heißen, jedes angebotene Produkt in den MAX Restaurants belastet die Umwelt mit seiner CO2-Bilanz.

Doch statt wie bisher dessen CO2-Footprint lediglich zu kompensieren (was ja schon mehr als lobenswert ist), werden ab sofort nicht mehr nur 100 %, sondern 110 % unserem Planeten quasi zurückerstattet.

Richard (l.)  und Vize President Christoffer Bergfors schaffen das Kunststück: Sie machen MAX zur klimafreundlichen Burgerkette. Foto: MAX
“We’re convinced that our guests and other consumers prefer companies that take responsibility for the environment and the future.”
Richard Bergfors

CEO, MAX Burgers

Und warum? Und wie?

Der Klimawandel gerate zusehends außer Kontrolle, hält Bergfors fest. Wenn irgend das bei der Pariser Klimakonferenz anno 2015 definierte Ziel erreicht werden soll, den globalen Temperaturanstieg auf weniger als 2 Grad bis zum Jahr 2100 zu beschränken, müsse dringend schon jetzt so etwas wie Rückbau geschehen. Es treibt schon längst viel zu viel CO2 in der Atmosphäre sein Unwesen. „We know that we are part of the problem, being in the burger business, and together with our guests, we want to be part of the solution“, sagt Bergfors. Die Konsequenz für MAX: nicht mehr nur Kompensierung, sondern Überkompensierung, um einen Beitrag zu leisten, bereits emittierte Treibhausgase zu reduzieren.

Wie das gehen soll? Vorerst vor allem mit noch mehr gepflanzten Bäumen. Bis auf weiteres das allerbeste Mittel, um das bedrohliche Treibhausgas Co2 aus der Atmosphäre zu absorbieren. Bäume sind bekanntlich hoch effektive CO2-Killer. Doch angesichts massiver Abholzung von Wäldern weltweit – meistenteils zugunsten der Schaffung riesiger Agrarflächen, oftmals Monokulturen – muss dringend Sorge für nachwachsende Baumbestände getragen werden, sagt Bergfors und steht damit wahrlich nicht allein. Zwar gibt es verschiedene Forschungsprojekte, wie man der wachsenden CO2-Belastung ansonsten Herr werden könnte, MAX ist dabei. Doch die stehen noch am Anfang.
Die Klimabilanz der veganen und vegetarischen Burger aus der MAX Green Family ist deutlich niedriger als bei Rindfleisch-Burgern. Foto: Max

Wer einen MAX Burger isst, tut etwas fürs Klima

Es ist ein Rechenexempel. Bislang hatte MAX in seiner Klimabilanz die gesamte Supply Chain berücksichtigt – vom Feld bis zum Burger auf dem Teller. Das Ganze wird jetzt nochmals konsequenter durchexerziert. Sprich: Erfassung des kompletten Lebenszyklus der Produkte, inklusive Faktoren wie Anfahrtswege von Gästen und Mitarbeitern, Delivery, Abfälle etc. Also ein gestrengerer Maßstab, was die Messung der Emissionen anbelangt. Grundlage für die Neuberechnung des erforderlichen Ausgleichs. Gleichzeitig werden mittels zusätzlicher Baumpflanzungen künftig nicht mehr nur 100 % der gesamten Emissionen ausgeglichen, sondern eben 110 %. Kurz gefasst: „Wer einen MAX Burger isst, tut damit etwas fürs Klima.“

Nicht nur bei den Produkten legt MAX Wert auf Qualität. Auch das Ambiente und die Architektur sind anspruchsvoll. Foto: MAX
MAX Burger
Die schwedische Burger-Kette MAX Burgers (vorher: MAX Hamburgers – das passte nicht mehr zu Philosophie und Angebot) erzielte 2017 mit 130+ Outlets, davon mit 119 Betrieben die große Mehrzahl im Heimatland, Umsätze von rd. 330 Mio. Euro und beschäftigte ca. 5.500 Mitarbeiter weltweit. Das in zweiter Generation geführte Familienunternehmen ist erklärtermaßen die profitabelste Restaurantkette in Schweden und erntet Jahr für Jahr Bestnoten in Sachen Produktqualität und Kundenzufriedenheit. MAX ist aktuell außerdem in Norwegen, Dänemark, Polen und Ägypten vertreten, Expansion in weitere Länder Europas steht auf der Agenda.
Mancher mag sich jetzt fragen, wie glaubwürdig sind solche Berechnungen in Sachen Co2-Footprint wirklich? Dazu gibt es verbindliche Regeln, festgehalten in der Norm ISO 14067, die sich wiederum auf internationale Vereinbarungen in Sachen Treibhausgasemissionen stützt. Die Umsetzung bei MAX wurde von der weltweit renommierten Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young als kritischer Instanz begleitet.

Nur dass MAX über die Anforderungen der ISO-Norm aus freien Stücken hinausgegangen ist. Das Vorgehen: Erheben der Emissionen. Erheben und Umsetzen von Einsparpotenzialen – denn wo möglich sollten vermeidbare CO2-Emissionen erst gar nicht in den Himmel geschickt werden. Da kann MAX schon längst vieles vorweisen an Maßnahmen in Sachen Energieeffizienz, Verpackungsreduzierung etc.

Schweden ist Vorreiter in Sachen Tierwohl

Ob eigene Stromerzeugung zu 100 % aus Windenergie, Frittieröl-Recycling, drastische Minimierung des Food-Waste in den Restaurants, Verzicht auf Palmöl oder ausschließliche Verwendung von Rindfleisch aus schwedischer Erzeugung (Laut Bergfors liegt der CO2-Footprint für schwedisches Rindfleisch deutlich unterm europäischen Durchschnitt, ist die Antibiotika-Belastung die niedrigste in Europa und Schweden ein Vorreiter in Sachen Tierwohl). Dann: Kassensturz und Wiedergutmachung – umgemünzt in weitere Baumpflanzungen. Was der CO2-Bilanz von MAX in jüngster Zeit besonders zugutekam, war die 2016 gestartete Initiative, das Burger-Angebot um ein Sortiment fünf neuer vegetarischer bzw. veganer Optionen zu erweitern, präsentiert unter dem Titel The Green Family – wohl wissend, dass die Aufzucht von Rindern einen höchst belastenden Faktor in der Klimabilanz darstellt.

Laut Richard Bergfors waren die Green Meals von Anfang ein Riesenerfolg. Binnen zwei Jahren wuchs das klimafreundliche Produktsegment in Sachen Umsatz um 900 %. Was seitdem maßgeblich zur Reduktion der CO2-Emissionen von MAX beigetragen hat – allein 10 % weniger waren es bereits im Jahr 2016. Das konnte nur funktionieren, betont Bergfors, weil die „grünen“ Burger den Beef-Klassikern in puncto Geschmackserlebnis in nichts nachstehen. Erklärtes Ziel von MAX ist, dass bis zum Jahr 2022 jedes zweite verkaufte Gericht kein Rindfleisch mehr enthalten soll. Das allein würde die CO2-Emissionen von MAX verglichen mit 2015 um 30 % vermindern.

MAX Green Family
Um 900 % wuchsen die Umsätze der Green Family Meals binnen zwei Jahren seit der Einführung, es war die größte Produktinnovation in der Geschichte von MAX. Mehr „grüne“ Angebotsoptionen sprechen neue Gäste an und bestehende Gäste entscheiden sich immer häufiger für die klimafreundlichen Burger. Weitere Offerten kamen im März dieses Jahres hinzu, was die Umsätze der Kategorie erneut beflügelt hat. Heute umfasst die Green Family sieben Offerten, fünf davon sind Burger: Crispy No Chicken, Chili ‘n‘ Cheese, Umami Halloumi, Halloumi Burger, BBQ Sandwich. Außerdem: Crispy Nuggets und Halloumi Salad.

Knapp 20 % aller Gerichte

Inzwischen liegt der Anteil von Produkten aus der Green Family bereits bei knapp 20 % aller verkauften Gerichte, ein Ziel, das ursprünglich erst für 2020 anvisiert war. Und ein Erfolg, der MAX ermutigt hat, die Messlatte deutlich zu erhöhen: Bis 2022 soll jedes zweite verkaufte Gericht kein Rindfleisch, sondern allenfalls Geflügel oder Fisch enthalten bzw. rein vegetarisch/vegan sein. Gleichzeitig wird die Sparte weiter ausgebaut. Neuerdings in ausgewählten Restaurants im Test: ein veganer Milkshake. “Tremendously popular!”, erklärt PR-Chefin Marita Wengelin, der Roll-out der Innovation steht bevor. Wird das Green Meals-Programm auch außerhalb Schwedens umgesetzt? Ja, lautet die Antwort. Vor allem Dänemark und Norwegen sind dabei, aber auch in Polen wurde das grüne Angebot jüngst ausgebaut.

Es muss schmecken

Das Wichtigste, sagt Wengelin: „The major focus is always TASTE! We won’t put a burger on the menu which does not taste great.“