Wie könnten Restaurants in fünf, zehn Jahren aussehen? Mit dieser Frage beschäftigten sich in der vergangenen Woche die Teilnehmer eines von Michael Kuriat (TNC Group) und Katharina Blöcher (Universität Leipzig) geleiteten Workshops in Frankfurt am Main. Dabei ging es vorrangig um den Einsatz neuer Tools, Daten und Prozesse für die Gastronomie, aber auch um Gästewünsche, Umgang mit dem Fachkräftemangel und darum, in welchem Verhältnis Mensch und Maschine in Zukunft stehen könnten. 

Restaurant der Zukunft

Ohne digitale Technik geht im Restaurant der Zukunft gar nichts, da waren sich die rund 30 Workshop-Teilnehmer aus Gastronomie und Zulieferindustrie einig. Nachdem am ersten Tag verschiedene Input-Vorträge zu Themen wie dem Einsatz von digitalen Beacons, Bargeldlosen Zahlungsmitteln und 3-D-Druckern in Restaurants auf dem Programm standen, lautete die Aufgabenstellung am zweiten Tag, in Kleingruppen Prototypen für gastronomische Konzepte zu entwickeln, die in einem Restaurant Lab auf ihre Umsetzbarkeit und Akzeptanz beim Gast getestet werden könnten. Bei der abschließenden Präsentation der Ideen zeigte sich: Auch wenn Roboter in Zukunft den Service und sogar das Kochen übernehmen sollten: Im Mittelpunkt des Restauranterlebnisses steht nach wie vor die menschliche Kommunikation.

Technische Tool ermöglichen Upselling

Die Kommunikation zwischen Service und Gast läuft allerdings möglicherweise schon bald über interaktive Restauranttische ab, auf deren Oberfläche nicht nur die – natürlich personalisierte – Speisekarte samt Allergeninformationen und Live-Übertragung aus der Küche abrufbar sind, sondern sich auch Upselling-Tools wie automatischer Taxi-Ruf, Kinokarten-Verkauf oder der direkte Link zum Weinhändler mit einem Fingertipp öffnen. Alles intuitiv auch für Menschen mit anderer Muttersprache oder weniger technischem Verständnis nutzbar und mit hohem Entertainment-Faktor. Wareneinkauf und Menügestaltung sind automatisiert, sämtliche Abläufe im Backoffice voll integriert. Eine Utopie? Vermutlich nicht.

Restaurant der Zukunft

Katharina Blöcher forscht an der Universität Leipzig im Bereich Wirtschaftsinformatik, wie Smart Service Innovationen die Gastronomie verändern. Foto: Barbara Schindler

Restaurant der Zukunft

Michael Kuriat ist Geschäftsführer der Agentur TNC Productions in Leipzig, Gastronom und gefragter Referent zum Thema Digitalisierung und Social Media. Foto: Barbara Schindler

Auch zum Stichwort Gamification hatten die Teilnehmer Vorschläge: So sei es denkbar, dass bald in Restaurants oder Kneipen über die interaktiven Tische Wettkämpfe ausgetragen werden. Oder warum nicht die Fitness beziehungsweise Bewegungsleistung von Gästen tracken und das Menü-Angebot im Restaurant auf den jeweiligen Kalorien- bzw. Nährstoffbedarf ausrichten? Auch Rabatte für besonders gesundheitsbewusste Gäste seien vorstellbar. Ob die angedachte Zusammenarbeit mit Versicherungen und Gesundheitsministerium allerdings auf Begeisterung bei den Verbrauchern stößt, darf bezweifelt werden.

Gastronomie bleibt People Business

„Die Technologie muss sich immer dem individuellen Wohlgefühl des Gastes unterordnen. Gastronomie bleibt ein People Business“, fasste ein Teilnehmer die Marschrichtung zusammen. Weniger digital durchdeklinierte ‚Social Tables‘ sind deshalb wichtiger Teil des Konzepts.

Restaurant der Zukunft

Smart Tables dürften schon bald in der Gastronomie Einzug halten. Sie erleichtern die Kommunikation mit dem Kellner, bieten Entertainment und Möglichkeiten zum Upselling. Foto: Barbara Schindler

„Unsere Workshop-Reihe ist ein wirkliches Ideen-Labor mit sehr spannendem Input“, resümiert Katharina Blöcher den zweitägigen Event. „Die Zusammenarbeit von Gastronomen und Industrievertretern erweist sich als fruchtbar. Nun geht es darum, die Prototypen weiterzuentwickeln und vor allem auch mit den Verbrauchern zu sprechen, um zu erfahren, was sie tatsächlich wollen.“

Alles ist möglich im Restaurant der Zukunft? Die Workshop-Teilnehmer durften ihrer Phantasie jedenfalls freien Lauf lassen. Foto: Barbara Schindler

Ob mit Knete, Legosteinen oder Schere und Papier: Bei der Gestaltung der Restaurantkonzepte war viel Kreativität gefragt. Foto: Barbara Schindler

„Die Karten werden neu Gemischt“

Michael Kuriat sieht noch viel Handlungsbedarf, um die Gastronomie in Deutschland zukunftsfit zu machen. „Die Karten werden in den kommenden Jahren völlig neu gemischt. Es ist für Restaurantbetreiber wichtig, jetzt ihre Bedenken auszuklammern und sich zu fragen, wie die Digitalisierung ihnen helfen kann.“ Ziel der Reihe, die bald fortgesetzt werden soll, sei es, verschiedene Player zu vernetzen, um die Branche insgesamt voranzubringen.